Vortrag „Die Festung Minden und der Siebenjährige Krieg“ zum Herzog-von-Braunschweig-Mahl
Der Große Rathaussaal war voll besetzt, als die 2. Kompanie des Mindener Bürgerbataillons und ihr Förderverein „De Twoote“ zum traditionellen Herzog-von-Braunschweig-Mahl geladen hatten. Dazu konnten Kompaniechef Hauptmann Volker Krusche und sein Stellvertreter Leutnant Peter Jahn auch den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Steffen Kampeter, begrüßen. Krusche zeigte sich erfreut, dass nach dem langjährigen Spieß der Kompanie, dem unvergessenen Dieter Heilmann, mit Dr. Frank Pauli erstmals wieder ein Kamerad aus den eigenen Reihen den Festvortrag halten würde. Der in Saabrücken geborene Dr. Pauli hatte am Historischen Institut der Universität Potsdam promoviert und arbeitet heute als Historiker in Minden. Im Anschluss an den informativen und kurzweiligen Vortrag wurde traditionell das Herzog-von-Braunschweig-Mahl, inzwischen aber der heutigen Zeit angepasst, gereicht.
Das Mindener Tageblatt hatte in Person von Robert Kauffeld folgenden Bericht über die Veranstaltung verfasst:
Die „Schlacht bei Minden“ am 1. August 1759 gilt in Minden heute noch als das zentrale kriegsgeschichtliche Ereignis des Siebenjährigen Krieges. Aber eine starke Festung war die Stadt selten, machte jetzt ein Vortrag deutlich. Die 2. Kompanie des Mindener Bürgerbataillons und der Förderverein „De Twoote“ veranstalteten traditionell am Vorabend des geschichtsträchtigen Datums das Herzog-von-Braunschweig-Mahl, diesmal verbunden mit dem Vortrag des Mindener Historikers Dr. Frank Pauli unter dem Titel „Die Festung Minden und der Siebenjährige Krieg“. Zahlreiche Bilder, Zeichnungen und Pläne vermittelten mit den Beschreibungen eine eindrucksvolle Darstellung.
Pauli richtete sein Augenmerk auf die Bedeutung der Festung Minden im Siebenjährigen Krieg mit der Fragestellung, wie es sein konnte, dass ein als preußische Festung deklarierter Ort innerhalb von zwei Kriegsjahren, von 1757 bis 1759, vier Mal nach nur wenigen Tagen Belagerung den Besitzer wechseln konnte oder gleich kampflos übergeben wurde. Eine Festung sei nämlich nach der Definition ein Platz, der einen strategischen Zweck erfülle, mit einer Garnison versehen sei und aufgrund seiner Befestigungsanlagen dauerhaft gegen alle Angriffe verteidigt werden könne.
Pauli richtete zunächst den Blick in die Historie der Mindener Stadtbefestigung, also in die Zeit vor dem Siebenjährigen Krieg. Minden, die im Mittelalter wohlhabende Stadt, habe in der Zeit um 1230 ihre erste Befestigung bekommen, die vielleicht nur aus einem Erdwall mit Palisaden oder um eine teilweise gemauerte Befestigung bestanden habe, die bis zum 14. Jahrhundert schließlich zu einer lückenlosen Stadtummauerung erweitert worden sei. Diese Befestigung habe ihren Wert in zahlreichen Fehden bewiesen, die die Mindener im Hoch- und Spätmittelalter gegen auswärtige Territorien und Städte, aber auch gegen ihren eigenen Bischof führten. Doch bereits mit der Einführung der Pulvergeschütze seien senkrecht stehende Mauern und hohe, viereckige Türme wirkungslos geworden, da sie durch wenige gezielte Schüsse zum Einsturz gebracht werden konnten.
Im 15. Jahrhundert setzte sich deshalb in der Befestigungstechnik ein anderes Befestigungssystem durch: Es wurde ein breiter Graben gezogen und aus dem Abhub ein Erdwall errichtet. So schilderte der Historiker, wie in der Folgezeit immer wieder veraltete Festungsanlagen den neuen Herausforderungen angepasst werden mussten, oftmals aber den aktuellen Anforderungen erst verspätet folgen konnten. Die Errichtung von Rondells und Basteien wurden beschrieben, auch die zweistöckige, sogenannte Hohe Batterie, ebenso auch neuere Befestigungstechniken, wie zum Beispiel den Typus des Ravelins.
Bereits zu Beginn des Siebenjährigen Krieges sei die Festung Minden „fortifikatorisch“ nicht mehr auf der Höhe der Zeit gewesen. Frank Pauli konnte zahlreiche gravierende Mängel aufführen und eingehend erklären, Mängel, die nicht nur den Preußen, sondern auch ihren Kriegsgegnern bekannt gewesen seien. Von der Schlacht bei Minden 1759 bis zum Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 habe das Fürstentum Minden dann keine militärische Rolle mehr gespielt. So sei die schwache Festung Minden im Siebenjährigen Krieg, dem Zeitalter der Kabinettskriege und der Manöverstrategie, mit der Bewegung von zigtausenden Soldaten unter dem Einsatz starker Artilleriekräfte einfach überschwemmt worden und habe daher in zwei Kriegsjahren viermal den Besitzer gewechselt.
Pauli fasste zusammen, dass die Stadtbefestigung Mindens im Zeitraum seiner Betrachtungen lediglich in der Zeit der Religionskriege, das heißt bei den Belagerungen von 1553 und 1634, noch zeitgemäß gewesen sei und ihren Zweck im Großen und Ganzen erfüllte habe.