Die älteste Beschreibung einer Fahne der VI. Bürgerkompanie ist einem 1798 abgefassten Bericht des früheren Stadtmajors Friedrich Grotjohann (1790 – 1806) zu entnehmen. Er beschreibt darin eine Begebenheit, die sich bei einem Besuch der Stadt Minden, am 19. Und 20 Oktober 1661, durch den “Großen Kurfürsten”, Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg, ereignete:
“Da nun bei Ankommen des teuersten Landesvaters…….. ist die hiesige Bürgerschaft in der Stadt am Wesertor bis auf dem Kamp, wo der Kurfürst durchfährt und sehr gnädig aufgenommen, und ………., dann sofort sich wieder versammelt und selben Nachmittag in voller Parade und klingendem Spiel und fliegenden Fahnen von Domhofe ab und über dem Kamp vors Kurfürsten Logis, allwo Hochdieselbe in Fenster zu sehen die Bürgerschaft benebst Salutierung der Bürgeroffiziere und Schwenkung der Fahnen, welches von Kurfürsten sehr gnädig aufgenommen. Zu bemerken, daß bei dieser Parade ein besonderer Umstand sich ereignet hat, nämlich in der 6ten oder Fischerstädtischen Kompanie trägt sich unverhofft zu, daß der in dieser Kompanie die Fahne im Marschieren trägt, dieselbe vor dem Kurfürsten schwenket, so kommt er an das Fenster, wo der Kurfürst hinaussieht, mit der Spitze von der Fahne zu nahe, daß das Fenster entzweigeht. Darauf wird dieser vor dem Kurfürst gefordert, dieser Mann ist voller Angst und Bangigkeit, wie ihn denn der Kurfürst vorkommen läßt, so redet er ihn sofort mit den Worten an: “Ihr habt es gut gemacht, Eure Fahne ist auch zerrissen….”
Nicht lange hernach, wie der Kurfürst in seiner Residenzstadt Berlin wieder angelanget, so kommt von daher eine an die Mindensche Fischerstädtische Bürgerkompanie zum geschenkten Denkmal von unseren Kurfürsten eine Fahne, so wie das diese noch in der jetzigen (Zeit) ist, oben her mit goldenen Buchstaben: “Friedrich Wilhelm Churfürst zu Brandenburch” Ist aber jetzt ihres Alters und Strapazen (wegen) sehr zerrissen. (Entnommen einer Mindener Tageszeitung zum Freischießen 1972)
In den “Mindener-Heimat-Blättern” Jahrgang 1952, die in unregelmäßiger Folge als Beilage des “Mindener Tageblatts” erschienen, teilt Margrit Krieg folgendes mit: “Das Mindener Sonntagsblatt des Jahres 1818 bringt eine Beschreibung der Fahnen, die die 6 Bürgerkompanien des Bataillons damals gehabt haben”. Unsere Fahne wird wie folgt beschrieben:
“Die Fahne der 6. Kompanie, der Fischerstädter, ist grün und weiß, darauf ein großes und kleines Schiff, an denen weiße Flaggen, geschmückt mit schwarzen Adlern angebracht sind, oben ein blaues Band, das in goldenen Buchstaben die Worte enthält:
ES BLÜHE DIE HANDLUNG UND SCHIFFAHRT
Die Fahne hatte seidene Quaste mit Gold durchwirkt.
Die Namen sind: H.F. Hohlt, Kapitän
H.W. Nolting, Lieutnant
D.L. Vogeler, Fähndrich
Minden, den 30sten Juny 1802
In “Das wehrhafte Minden” – Zur Geschichte des Mindener Bürgerbataillons, herausgegeben von Archivrat Dr. Martin Krieg im Jahr 1952, wird die erhaltene Fahne der Sechsten wie folgt beschrieben:
Die Fahne der Sechsten, der Fischerstädter Kompanie, ist aus bemalter Seide. Sie stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ihre handgeschmiedete Spitze enthält die drei eingeschnittenen Buchstaben FST (Fischerstadt). Die Vorderseite zeigt ein Bild der alten steinernen Weserbrücke mit dem abschließenden Wesertor, im Vordergrund auf der Weser ein Frachtschiff, im Hintergrund einige Häuser und den Dom.
Die Rückseite zeigt ein ähnliches Bild, nur etwas weiter weserabwärts, also anschließend an das eben geschilderte. Von der Weserbrücke ist nur noch ein Stück zu sehen, mit dem Torhaus des Wesertors, dann die Festungsmauer mit dem Bastaudurchbruch und zwei Durchgängen. Vor dem südlichsten steht ein kleines Zoll- und Wachhaus. Im Vordergrund auf der Weser liegt das gleiche Frachtschiff, mit Heckflagge und Steuerruder, an dem ein Matrose steht. In der Mitte der weißen Heckflagge ist der preußische Adler, darüber die gekreuzten Schlüssel und unter ihnen in drei Kränzen zu zwei Buchstaben: F.S. – C.S. – C. K.
(Nach Durchsicht der Kompanielisten lassen sich die Abkürzungen folgenden Namen zuordnen: Friedrich Sander – Carl Schäfer – Carl Krahmeyer)
Die Fahne ist leider sehr zerschlissen. Außer zwei gold-schwarz-grünen Quasten hat die Fahne ein zweiteiliges Fahnenband:
Das weißte trägt dem Wahlspruch:
DEM LASTER DIE FAUST, DEM UNGLÜCK DIE HAND.
DAS AUGE DEM RECHT UND DER PFLICHT ZUGEWANDT.
Darunter das Westfalenwappen.
Das rote Band:
Der 6. Bürgerkompanie gewidmet von Gustav Bruns
Stadtmajor a.D. 14.9.1902
Darunter das Mindener Wappen.
Ein weiteres Band stifteten die Damen der Kompanie:
Auf der Vorderseite:
Zu Ehre der Fahne und ihrem würdigen Alter
ist ihr der Grimpenorden verliehen.
11. Juli 1951
Darüber die Abbildung des Grimpenordens.
Unter der Schrift ein Eichenzweig.
Auf der Rückseite:
Gestiftet von den Damen der 6. Kompanie
Advent 1951
Darüber das Mindener Stadtwappen,
Darunter ein Eichenzweig.
Der Fahnennagel trägt die Inschrift:
50 Jahre treu seinen Grimpen
Freischießen 1934
Ehrenfeldwebel Adolf Kollmeier
Die jetzige Fahne der VI. Bürgerkompanie wurde nach dem Entwurf des Graphikers Wolfgang Wellpott am 26.9.1957 bei der Firma Engelhardt, Hannover, in Auftrag gegeben. Der Tag der Fahnenweihe war der 18. Januar 1958. In einem Festakt im Rathaus übernahm die Kompanie ihre neue Fahne.
Seitdem hat die Kompanie, von wenigen Ausnahmen abgesehen, fast alle Jahreshauptversammlungen an diesem 18. Januar abgehalten.