Hauptmann war zu dieser Zeit, ab 1929 Theo Sieckmann, ihm zur Seite stand als Kompaniefeldwebel seit 1935 Wilhelm Ankelen. Dieser hatte die Kompanie seinerzeit von Arthur Bolze als Spieß übernommen.
Beide, Hauptmann Sieckmann und Feldwebel Ankelen hielten mit den wenigen – nicht im Kriegsdienst verpflichteten – Kameraden das Kompanieleben aufrecht. Man traf sich zu Schießübungen, privaten Veranstaltungen und Gesellschaftsabenden und zu Weihnachtsfeiern.
Nach dem Zusammenbruch und dem Verbot durch die Besatzungsmacht traf man sich privat zu Gesprächen, Gesang, Kegeln und Turnübungen. Alles war noch streng geheim. Der Zusammenhalt der Kameraden war noch vorhanden und blieb erhalten.
Dann endlich, im Frühjahr 1950 hob die Alliierte Hohe Kommission die strengen Vorschriften über Parteien, Vereine und Versammlungen auf. Beherzte Männer, auch in der 1. Kompanie- fanden sich nun immer mehr und offiziell -nach dem verlorenen Krieg erstaunlich -,um die altehrwürdige Institution und Tradition in einen neuen Zeitabschnitt zu überführen.
1950 wurde der Verein „Mindener Bürgerbataillon e.V.“ gegründet. Es folgte die Aufteilung der Kompanien in so genannte Quartiere wie vor dem Kriege. Auch in der 1. Kompanie begann wieder ein reges Kompanieleben.
Die ersten offiziellen Kompanieversammlungen wurden abgehalten. Das erste Freischießen nach dem Kriege geplant und durchgeführt. Dieses Freischießen war ein Riesenerfolg, auch in der Bevölkerung. Statt eines Gewehres wurde ein Holzknüppel getragen. Eine so große Resonanz hatte keiner erwartet.
Auf den damaligen Einladungen stand: Es ist Ehrenpflicht der Kameraden an den Veranstaltungen der Kompanie teilzunehmen ! Ein Motto, dass auch im 21. Jahrhundert seine Gültigkeit haben wird.
1951 gab Hauptmann Theo Sieckmann die Kompanie an Hermann Petersen ab. Da Hauptmann Petersen seinen Wohnsitz in Herford hatte, übernahm am 15.02.1954 Hauptmann Karl Sieckmann unsere Kompanie.
Für die 1. Kompanie begann nun eine Blütezeit. Kontakte zu anderen Vereinen im Kompaniebezirk wurden geknüpft. Neue, jüngere Kameraden für unsere altehrwürdige Institution geworben. Aus dieser Zeit stammt auch die Losung: “ Die 1. Ist immer die Erste „.
Bis zum Jahre 1956 war Wilhelm Ankelen unser Spieß. Ihm verdanken wir den Zusammenhalt der Kameraden während und nach der Kriegszeit. 21 Jahre hatte er dieses Amt zum Wohle der Kompanie ausgeübt.
Sein Nachfolger wurde Feldwebel Jupp Plös. Leider konnte er dieses Amt nicht ausführen, er starb 3 Wochen nach seiner Wahl völlig unerwartet.
So übernahm Feldwebel Hermann Tüscber die Arbeit als „Mutter der Kompanie“. Er hat sich für seine/unsere 1. Bürgerkompanie sehr eingesetzt und aufgeopfert. Seine menschliche aber auch strenge Art war für uns Kameraden genau das, was wir brauchten. Er war Spieß, Schriftführer und Kassierer in Personalunion. Heute wäre das unvorstellbar.
Aus dieser Zeit ist eines noch in stetiger Erinnerung: Um Kosten für Porto zu sparen- das Briefkartenporto betrug 6 Pfg.- musste der jüngste Chargierte die Kompanieeinladungen austragen. Damals betrug der Beitrag mtl. DM -,50 und wurde bei den Versammlungen kassiert.
Im Jahre 1963 übernahm Hermann Kreienberg als Feldwebel von Hermann Tüscher die Kompanie.
Endlich im Jahre 1964- nach mehr als 30 Jahren -1930 war August Horstmann König der 1.Kompanie hatten wir wieder einen König, Heinz Droste. Was waren wir stolz.
1965 übergab Hauptmann Sieckmann nach 11-jähriger Amtszeit die Kompanie an Klaus Marowsky. Nun konnte mit neuen Visionen, die unter Hauptmann Sieckmann begonnene Blütezeit fortgesetzt und ergänzt werden. Um es richtig auszudrücken: Hauptmann Marowsky war für unsere Kompanie und für das Bürgerbataillon ein aktiver Querdenker. Viele Anregungen, Neuerungen und Änderungen gehen auf sein Konto, sind auf seine Initiative zurückzuführen. Sie haben sich für uns alle als segensreich erwiesen .Tradition heißt mit dem Fortschritt marschieren, war eine seiner Maximen.
„Es werde etliche Neuerungen geben müssen, wenn das Bürgerbataillon auch in Zukunft lebendiger Bestandteil unserer Stadt sein solle. Es kann gar keinen Zweifel darüber geben, daß Tradition nicht Selbstzweck ist, Tradition erhält sich nicht aus sich heraus. Aber wenn man Traditionspflege auf breiter Basis sinnvoll gestalten will, wie wir es tun, dann haben wir diese Tradition zeitgemäß mit Leben zu erfüllen und verantwortlich danach zu handeln. Die Sicherung der Zukunft kann nur geschehen in einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Rat und der Verwaltung unserer Stadt Minden.“
(Klaus Marowsky)
1968 wird unser Kompaniechef und Hauptmann König des Freischießens. Unter großem Jubel seiner Kompaniekameraden wurde er durch die Bäckerstraße zum Rathaus geführt. Da er sich selbst die Krone im Rathaus nicht abnehmen konnte ( lt. Protokoll der Kompaniechef), sprang Althauptmann Sieckmann ein und nahm die Entkrönung vor. Zu erwähnen sei hier seine große Königsrede beim Königsball 1968.
Eine seiner Neuerungen war der “ Auftakt zum Freischießen“. Auf Anregung von Hauptmann Marowsky und Leutnant Falke erstmals bei Höltkemeyer (heute Preuß-Zentrale) an der Viktoriastraße gefeiert.
Die 1. Kompanie betrachtet diese Veranstaltung als eine gesellschaftliche Aufgabe. Es sollten zu den Bürgern Kontakte hergestellt und vertieft werden. Das Fest war ein voller Erfolg und wird seitdem alle zwei Jahre 2 Wochen vor dem Freischießen gefeiert.
Im Rahmen dieser städtischen Tradition und alten Institution hat sich im Bürgerbataillon und damit auch in der 1. Kompanie ein spannungsfreies bürgerschaftliches Miteinander im Alltagsleben entwickelt. Hauptmann Klaus Marowsky leitete die Kompanie bis 1971, danach übernahm bis 1980 Hauptmann Kurt Falke unsere Kompanie.
In dieser Zeit (Übergang Marowsky/Falke) schufen wir uns auch ein neues, modernes Kompaniezeichen. Es zeigt die stilisierte Kornblume mit dem darüberliegenden Brückenbogen der alten Weserbrücke. Die Verbindung des rechten Weserufers mit der Kernstadt (Entwurf wie bei der Kompaniefahne, und Kompaniezeichen Wolfgang Wellpott).
1971 wurde erstmals eine Marketenderin, Else Gerkensmeier in die Kompanie aufgenommen. Ein Kompaniechor gegründet, der leider heute nicht mehr besteht.
Im gleichen Jahr fand mit der 6. Kompanie die Einweihung der Nordbrücke statt. Da dieses eine Anregung des Kameraden Heinrich Fromme war, erhielt er von nun an den Namen „Brückenheinrich“.
Auf Anregung von Hauptmann Falke wurde mittels kleinerer und größerer Spenden eine neue Fahne angeschafft und diese 1972 geweiht. Die alte Fahne wurde dem Mindener Museum zur Aufbewahrung übergeben.
Eine weitere Änderung ergab sich 1972. Der Auftakt zum Freischießen wurde unter die Eichen am Fort C verlagert. Es wurde von den Kompaniekameraden der Platz gereinigt, Wege angelegt, ein Kinderspielplatz eingerichtet und mehrere Ruhebänke aufgestellt. Heute ist das Fest und der Platz fester Bestandteil des Kohlenufers.
Nachdem die Feldwebelfunktion auf Hermann Kreienberg übergegangen war, wurden Ende der Sechziger Jahre die Aufgaben neu verteilt. Es gab nun Feldwebel, Schriftführer und Kassierer.
1973 gab Hermann Kreienberg seine Funktion als Spieß an Karl Backhaus, bis zum Frühjahr 1982. Für das Freischießen 1982 übernahm der älteste aktive Chargierte EVfw. Manfred Kambartel kommissarisch die Funktionen des Kompaniefeldwebels.
1980 hatte bereits Johann-Wilhelm Moelle als Hauptmann die Kompanie von Kurt Falke übernommen.
Im Herbst 1982 hatten wir wieder einen neuen Kompaniefeldwebel. Adolf Boje übernahm dieses Amt.
Die Gebietsreform 1973 vergrößerte die Stadt Minden um die umliegende Gemeinden. Nun wurden auch weitere Kontakte geknüpft.
Zu den Vereinen der Dörfern des rechten Weserufers wurden stetige Verbindungen aufgenommen, u.a. nach Aminghausen, Dankersen und Leteln.
Die Verbindung zum Schützenverein Aminghausen „Ruhe siegt“ hat sich in hervorragender Weise bewährt und vertieft. Unser Schießstandquartier ist seit Jahren der Schießstand des dortigen Vereins.
Es begann auch schon Anfang der achtziger Jahre die Suche nach einem Quartier für unsere 1. Bürgerkompanie, es sollte etwas eigenes sein.
Viele Gespräche und Verhandlungen mussten geführt werden, Beschlüsse in den Kompanieversammlungen gefasst und verworfen werden. Aber erst nach der Kompanieübergabe von Hauptmann Johann-Wilhelm Moelle auf Jürgen Westphal im Jahre 1990 wurde unsere Arbeit und unser Beharren belohnt.
Seit 1995 ist nun das Fort C unser Standquartier, eine Bleibe für unsere Kompanie. Wir hoffen alle, dass wir dort noch sehr lange unsere Kompaniearbeit, unsere Kompanieversammlungen und auch unsere Feste abhalten können.
Auch der Spieß unserer Kompanie hatte in der Zwischenzeit gewechselt. Adolf Boje gab seine Spießfunktion 1989 an Feldwebel Dieter Schubert ab. Er war Initiator des großen Kompaniefestes „Nacht im Fort C“. Es wurde erstmals 1997 gefeiert und war ein Riesenerfolg, Das Fest wird immer im Freischießen freien Jahr ( ungerades Jahr ) gefeiert.
Am 14.12.1994 stellt Althauptmann Klaus Marowsky in einer Kompanieversammlung unseren eigenen Orden –den Brückenorden- vor. Es ist die letzte Arbeit für die Öffentlichkeit von Wolfgang Wellpott, der auf Vorschlag der 1. Kompanie auch im Ehrenbuch des Bürgerbataillons eingetragen wurde. Dieser Orden wird für Verdienste für die 1. Bürgerkompanie verliehen. Als erster Träger erhielt kurz darauf Klaus Marowsky diesen Orden für seine vielen Verdienste aus der Hand des Kompaniechefs.
Seit 1997 ist nun Hauptmann Thorsten Rust Kompaniechef, Jürgen Westphal übergab die Kompanie in einem feierlichen Festakt.
Auch im Jahre 1999 wurde die „Nacht im Fort C“ gefeiert und wieder mit Erfolg.
So erhofft sich die 1. Bürgerkompanie, dass wir wieder wie vor 100 Jahren zumindest einen Freischießenkönig haben werden. Immer nach unserem Motto: “ Die 1. Ist immer die Erste ! “
Im November 2000 wurden die Dienstgeschäfte des Kompaniefeldwebel Fw Dieter Schubert nach 11 Jahren an den langjährigen Schriftführer EVFw Horst Steinkämper übergeben. Fw Dieter Schubert wurde für seine besonderen Verdienste während seiner Amtszeit mit dem Bataillons-Orden, dem Brücken-Ordenen und der goldenen Verdienstnadel der 1.Bürgerkompanie sowie der goldenen Spange der Bundeswehr-Feldwebel ausgezeichnet. Der Stadtmajor beförderte Dieter Schubert zum Ehren-Feldwebel.
2001 wurde das Fort C 150 Jahre alt. Die „Nacht im Fort C“ war ein voller Erfolg und ist damit das Mega-Event auf dem rechten Weserufer.
Hptm und Kompaniechef Thorsten Rust übergibt am 05.05.2003 nach 6 Jahren die 1. Bürgerkompanie an den Oberleutnant Dieter Bruderek. Die feierliche Übergabe wurde wie gewohnt im großen Rathaussaal der Stadt Minden vorgenommen. Neben dem Bataillons-Orden wurde Hptm Rust mit der goldenen Verdienstnadel der 1.Bürgerkompanie ausgezeichnet. Die höchste Ehrung unserer Einheit.
Hauptmann Dieter Bruderek bat, nach der Jahreshauptversammlung am 4. März 2005, den Stadtmajor um die vorzeitige Entbindung von seiner Dienststellung als Kompaniechef der Ersten.
Nach der Offizierssitzung am 22. März 2005, Teilnehmer waren die Stadtoffiziere der Ersten unter Leitung von Stadtmajor Meinhardt, sowie den Adjutanten und dem Stabszahlmeister, stand der neue Kompaniechef fest.
Hauptmann Rust übernahm die Einheit für einen angedachten Zeitrahmen von ein bis zwei Jahren.
Die Kommandoübergabe wurde am 18. April 2005 im Rahmen einer, für diese Zweck angesetzten, Kompanieversammlung in den Räumlichkeiten des Fort C durchgeführt.
Im Dezember 2005 wurden in einer Stadtoffiziersitzung neue Stadtoffiziere eingeführt. Marcus Henninger und Michael Behrens heißen die neuen Stadtoffiziere des Mindener Bürgerbataillons. Die beiden bisherigen Unteroffiziere der 1. Kompanie wurden im kleinen Rathaussaal einstimmig gewählt und im Anschluss daran von Bürgermeister Michael Buhre zu Stadtoffizieren ernannt und zu Leutnants befördert. Die 1. Kompanie verfügt somit zu diesem Zeitpunkt über elf Offiziere.
Im Anschluss daran ließ man die Sitzung mit einem Weihnachtsessen und einem Vortrag zur Geschichte des Mindener Bürgerbataillons in der „Scala“ des Victoria-Hotels ausklingen. Hauptmann und KpChef Thorsten Rust gibt im Beisein des Stadtmajors und seiner Stadtoffiziere aus allen Einheiten offiziell bekannt: „Das Victoria-Hotel des Kameraden Leutnant Marcus Henninger ist nun das Stadtquartier der 1. Kompanie“
Die 1.Kompanie wurde bis zum Freischießen-Sonntag im Jahr 2006 von Hauptmann und Kompaniechef Thorsten Rust angeführt.
Hauptmann Rust ehrte an diesem Tag auf dem Markt den Vizefeldwebel Heinz Breitenfeld für seine besonderen Verdienste, insbesondere um die Pflege der preußischen Festungsanlage Fort C, mit dem Brückenorden der 1.Kompanie aus.
Als eine besondere Attraktion des diesjährigen Freischießens fand der Kommandowechsel der 1. Bürgerkompanie von Hauptmann Thorsten Rust an Oberleutnant Arno Sebening in der Öffentlichkeit statt. Am Sonntag um 14.00 Uhr konnte die Mindener Bevölkerung mit über 500 Zuschauern dem Appell auf dem Markt beiwohnen, der bisher bataillonsintern im Rathaus durchgeführt wurde.
Die preußische Riesengarde „Lange Kerls“ aus Potsdam ließ, nach der Musik zu Ehren des scheidenden Kompaniechefs, Salut für den alten und neuen Kompaniechef der Ersten schießen.
Oberleutnant Arno Sebening wurde nach offizieller Übergabe durch den Stadtmajor Wolfgang Meinhardt, durch Patent vom König in Preußen, Friedrich Wilhelm I, zum Kompaniechef der 1.Kompanie ernannt, überbracht von seinem Feldmarschall.
Am Freischießen-Sonntag 2012 übergab Hauptmann Arno Sebening auf dem Marktplatz das Kommando an Oberleutnant Marcus Henninger.