Bürgermeister Michael Buhre übergibt die Tonne mit der symbolischen Schlüsselübergabe an „De Twoote“ und die 2. Kompanie
Bürgermeister Michael Buhre hat mit einer symbolischen Schlüsselübergabe an den Vorsitzenden des Vereins „De Twoote“ und Chef der 2. Kompanie im Mindener Bürgerbataillon, Volker Krusche, die „Tonne“ offiziell in die Hände der Mindener Institution gegeben. Vorausgegangen waren emotionelle Wortbeiträge beider Protagonisten, wobei Buhre hervorhob, „dass Rat und Verwaltung der Stadt Minden sehr froh seien, dass die Räumlichkeiten wieder mit Leben gefüllt werden.“ Die Nutzung durch die 2. Kompanie des Bürgerbataillons würde gut zu den Räumlichkeiten passen, wird sie doch im Volksmund auch als „Rathauskompanie“ bezeichnet. „Als die Kompanie mit dem Wunsch an mich herantrat, ihr Quartier in der alten Tonne aufzuschlagen, war ich sofort von der Idee begeistert. Denn dadurch würde die Tonne, die viele Jahre leer stand, wieder einer Nutzung zugeführt“, hob der Bürgermeister hervor. „Die Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Twooten während der Verhandlungen, die ja über eine ganze Zeit liefen, war sehr harmonisch; ein sehr gutes Miteinander. Im Namen der Stadt kann ich nunmehr mit Fug und Recht sagen: Wir sind sehr froh, dass diese Räumlichkeiten nicht mehr leer stehen, sondern wieder genutzt werden und wir freuen uns darüber, dass sich jemand um sie kümmert und sie instand hält.“
Volker Krusche war zuvor auf die Entwicklung eines anfänglichen Hirngespinstes, von der Idee, der Überzeugungsarbeit, der Zusammenarbeit mit der Verwaltung bis hin zu den rund 1500 Arbeitsstunden, die nach Zustandekommen eines Nutzungsvertrags ehrenamtlich investiert wurden. In seiner Begrüßung anlässlich der feierlichen Schlüsselübergabe hatte der Kompaniechef betont, „dass dies ein Moment ist, auf den sich meine Kameraden und ich sehr freuen, denn als Rathaus-Kompanie haben wir endlich den Platz gefunden, an den wir aus unserer Sicht auch gehören. Es war für uns in den vorangegangenen Gesprächen ungemein wichtig, zu spüren, dass man in uns einen ehrlichen und offenen Partner sah, der neben seinen eigenen Interessen auch dazu beitragen würde, dass sich die Bausubstanz, die über die Jahre gelitten hatte, wieder dauerhaft verbessern würde.“
Eines hätte für alle Beteiligten dabei ganz oben gestanden: Die Tonne würde wieder einer Nutzung zugeführt – auch wenn es keine gastronomische war, die sich viele Bürger gemeinsam mit dem Ratskeller gewünscht hätten, die aber nach Meinung von Fachleuten selbst mit einer Investitionssumme jenseits einer halben Million Euro nur schwer würde realisieren lassen können. „Wir haben dann bei unseren Umbauarbeiten besonderen Wert darauf gelegt, dass wir das Ursprüngliche der Tonne wieder hervorheben und auf große Aufbauten, wie es noch vor Jahren mit einer überdimensionalen Theke und Podesten, auf denen Tische und Stühle standen, der Fall war, verzichten würden“, führte Krusche weiter aus. „Wir wollten und wir werden hier nichts überstürzen, denn Räumlichkeiten dieser Art wachsen – da sage ich ja nichts Neues – mit der Zeit, mit den Jahren. Und von Beidem hoffen wir ausreichend zu haben, denn dieses Quartier ist für uns mehr als nur ein Raum, es ist für uns alle eine echte Herzensangelegenheit.“
Es sei ein bewegender Moment beim Richtfest gewesen, als man erstmals in der Tonne zusammenkam. Einige Kameraden hätten vor Freude sogar Tränen in den Augen gehabt. Alle aber zumindest einen besonderen Glanz. „Ich habe selten in meiner Zeit als Kompaniechef und Vereinsvorsitzender einen derart glücklichen Moment erlebt. Es war schön. Und wir alle waren mächtig stolz. Die Tonne ist für uns nämlich wirklich mehr als nur ein Ort, an dem wir uns treffen, unsere Versammlungen abhalten oder gemeinsame Feiern durchführen können. Die Tonne ist für uns als Einheit Mindens ältester und bedeutendster bürgerschaftlicher Vereinigung das Zuhause, das wir uns immer gewünscht haben. Und das soll für uns, die wir ungemein viel Herzblut eingebracht haben und weiter einbringen werden, hoffentlich viele, viele Jahre so bleiben.“
Rund 1500 Arbeitsstunden stecken im Umbau der Tonne. Viele Hände haben hier zugepackt. Einige ganz besonders stark. Und bei denen bedankte sich Volker Krusche noch einmal besonders: Karl-Heinz Herrlinger, Hans-Dieter Spanky, Günter Prange und Manfred Löffler erhielten jeweils ein persönliches Geschenk.
Zuvor allerdings hatte Melanie Ochsenfarth vom Mindener Museum die zahlreichen Gäste aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Kultur auf eine Zeitreise bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts mitgenommen. Denn auf diese Zeit datiert die Unterkellerung des frühgotischen Kernbaus des Mindener Rathauses, die anfänglich als Weinkeller genutzt wurde, sowohl was Verkauf als auch Verköstigung anging. Sogar zwei kleine Gefängniszellen, „Posaune“ genannt, waren in der Verlängerung der Tonne zu finden. Im Jahr 1713 wurde sogar vom „Hexenloch“ unter dem Laubengang gesprochen. Erst im 18. Jahrhundert wurde das Gefängnis in die angebaute Schulzenburg verlegt und die Kellerräume als Abstellkammern genutzt. „Gemeinsam mit dem größten Teil der Laube stellt dieses Gewölbe, die Tonne, den ältesten Teil des alten Mindener Rathauses dar“, erklärte Melanie Ochsenfarth und schloss ihren interessanten geschichtlichen Rückblick mit den Worten: „Ich wünsche der Twooten in ihrem neuen Quartier eine gute Zeit. Eine starke Kompanie in starken Mauern!“