Urkunden unterzeichnet und ausgetauscht – Einheiten machen seit 55 Jahren „gemeinsame Sache“
Mit dem Unterzeichnen der Urkunden werden die 2. Kompanie des Mindener Bürgerbataillons und die künftig 4. Kompanie des schweren Pionierbataillons 901 heißende bisherige 2./sPiBtl130 ihre seit mehr als einem halben Jahrhundert bestehende Patenschaft fortführen. Neben den beiden Bataillonskommandeuren, Oberstleutnant Schwiering, und Stadtmajor Pecher, setzten auch die beiden Kompaniechefs vor den angetretenen Formationen ihre Unterschrift unter die zwei neuen Urkunden. 13 Jahre lang hatte die schon mehrfach unbenannte Pateneinheit der Pioniere zuvor unter der Bezeichnung 2. Kompanie des schweren Pionierbataillons 130 „firmiert“.
Rückblick: Vor fast 55 Jahren – genauer gesagt am 7. November 1960 – wurde das zusammengeschweißt, was zu diesem Zeitpunkt schon ein gutes Jahr lang zusammengehörte. Am 3. Februar 1959 marschierten seinerzeit die ersten Soldaten des damaligen Pionierbataillons 1 in die neu erbaute Kaserne in Minden ein. Unvergesslich blieb den Pionieren dabei der begeisterte Empfang und die große Zustimmung durch die Mindener Bevölkerung. Das war seinerzeit die Aussage der Neuankömmlinge, so hieß es von Bundeswehrseite aber auch anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums in der Weserstadt. Diesen Worten ist auch heute nichts hinzuzufügen, denn an der in Deutschland wohl einmaligen Beziehung zwischen Bürger und Soldat hat sich seit dem ersten Tag nichts geändert. Und das, obwohl die Jahre seit 1959 unübersehbar in fast allen Bereichen der Gesellschaft von einer unaufhaltsamen Schnelllebigkeit geprägt waren.
Geändert hat sich zwischen den Einheiten der Mindener Pioniere und denen des Mindener Bürgerbataillons höchstens mal die genaue Bezeichnung des militärischen Partners.
„Als mein damaliger Spieß Dirk Sork und ich vor nunmehr fast fünf Jahren – seinerzeit mit Hauptmann Stefan Jaschke und Spieß Wulf Buhrmester – das 50-jährige Jubiläum der wohl „stärksten Bande“, wie es der damalige Regimentskommandeur Wolfgang Pirner aus seiner gemachten Erfahrung heraus formulierte, in würdigem Rahmen im Großen Rathaussaal der Stadt Minden begehen durften, war es spürbar, dass hier nicht nur eine Partnerschaft oder von beiden Seiten auch als Patenschaft bezeichnete Verbindung gefeiert wurde, die ihren Schwerpunkt auf dem Papier, auf dem sie niedergeschrieben war, besaß. Nein, es war weitaus mehr zu spüren. Die beiden „Zweiten“, wie sie so gern von unseren Oberen genannt wurden, wirkten vielmehr wie eine harmonische und funktionierende Ehe. Man vertraute sich blind, man fühlte in gewissen Situationen mit dem anderen, man stand zusammen und genoss gemeinsam die schönen Stunden“, so Hauptmann Volker Krusche und Hauptmann Florian Blank unisono in ihren Ansprachen.
Doch damit nicht genug. Man war und ist auch für den anderen da, wenn Hilfe oder Unterstützung gefordert war und ist. Egal, in welcher Form. Ob von Seiten der „Twooten“ bei der Suche nach Wohnungen oder Jobs oder aber durch die Pioniere bei Veranstaltungen. „Das Ohr für die andere Seite war und ist stets offen“, so Blank.
„Ich bin jetzt seit 13 Jahren Chef der Rathauskompanie und habe in dieser Zeit viele Chefs oder Spieße der Patenkompanie kommen und gehen gesehen – eines aber habe ich nie feststellen müssen: Nämlich, dass sich an unserer Verbindung etwas in negativer Hinsicht verändert hätte“, betont Krusche. „Egal, wer kam. W i r haben ihn mit offenen Armen aufgenommen – und er hat es uns durch seine Zustimmung und sein Engagement für die Patenschaft zurückgegeben. Das Gleiche gilt aber auch für jeden einzelnen Soldaten, der nach Minden kam und nach kurzer Anlaufphase verinnerlicht hatte, was diese Verbindung ist.“
Daher ist es auch kein Wunder, dass die offiziell zweitälteste Patenschaft einer Einheit des Mindener Bürgerbataillons mit einer Kompanie der Pioniere – sie ist einen Monat jünger, als die der „Reben“ –, eigentlich die mit Abstand älteste ist. Formalitäten seien schon zu Beginn durchaus eher zweitrangig gewesen. Im Mittelpunkt habe stets der Mensch gestanden. Und so sei die Bande schon wenige Wochen nach dem Einzug der Soldaten in die Mindener Kaserne geschmiedet worden. An der Theke des verstorbenen ehemaligen Kompanie-Feldwebels Dieter Heilmann in der Scharnschänke. Krusche: „Da wuchs bereits zusammen, was zusammengehörte.“
Und der Chef der Rathaus-Kompanie führte weiter aus: „Wenn wir ein weiteres Mal die Urkunden austauschen, weil unsere Patenkompanie einmal mehr einen neuen Namen bekam, dann ist dies nur das nächste Kapitel eines Bestsellers, den wir alle zusammen schreiben. Und zwar äußerst detailliert und professionell, aber stets mit dem erforderlichen Augenzwinkern zweier Seiten, die eine gefühlvolle und verlässliche Beziehung pflegen. Wie eine Ehe eben.“
Daher schloss er mit dem Appell an beide Seiten: „Lasst uns all das fortführen, was uns in den vergangenen Jahrzehnten gut und teuer war. Lasst es uns mit dem nötigen Einsatz und Herzblut fortführen. Erweisen sich beide Seiten dabei weiterhin als eine innovative Gemeinschaft, die auch vor neuen Wegen nicht Halt macht und neue Dinge anpackt. Dann bin ich mir ganz sicher, dass der Erfolg auch weiter für uns sprechen wird.“
Wie es sich für zwei Partner einer Patenschaft gehört, kam nach dem offiziellen Part, der mit dem Austausch der Urkunden endete, der gesellige Teil nicht zu kurz. Gemeinsam wurde die namentlich geänderte Patenschaft ausgiebig gefeiert. So, wie man es zwischen beiden Einheiten auch gewohnt ist. Miteinander und nicht nebeneinander…