Geschichts-Spaziergang der 2. Kompanie mit Oliver Welschar
Mehr erfahren über die eigene Heimatstadt, das ist das Ansinnen, das die 2. Kompanie schon seit Jahren hat. Aus diesem Grund findet einmal im Jahr ein unter dem Begriff „Sommerspaziergang“ stehender Geschichts-Spaziergang durch Minden statt, bei dem Oliver Welschar die Kameraden und Damen der „Twooten“ in vergangene Zeiten entführt und ihnen die alte Weserstadt aus anderen – geschichtlich bedeutenden – Blickwinkeln näher bringt. So auch vor wenigen Tagen, als er einer etwa 20-köpfigen Gruppe erklärte, wo und welche Klöster im Stadtzentrum gegründet und beheimatet waren. Ob das alte Domkloster oder jenes Frauen-Kloster auf dem Boden der heutigen St. Marienkirche, das als Vorläufer des Kirchenhauses wahrscheinlich die älteste Bebauung Mindens darstellt, ob das Leben rund um die Martinikirche, auch als Ratskirche bekannt, oder das von Rom eingesetzte Dominikaner-Kloster St. Pauli – es gab viel zu bestaunen.
Insbesondere das St. Pauli Kloster, von dem noch ein Teil erhalten ist, sorgte für staunende Gesichter. Erst recht, als man in die noch von Gewölben verzierten Räumlichkeiten, in denen seit wenigen Tagen die 4. Kompanie des Bürgerbataillons ihr neues Domizil gefunden hat, in der Alten Kirchstraße kam und deren Geschichte vernahm. 1236 wurde das Dominikanerkloster St. Pauli gegründet. Hintergrund war, dass die Kirche in Minden zu weltlich geworden war und der Pabst mit den entsandten Dominikaner-Mönchen Besserung herstellen wollte. Nach der Reformation wurde das Kloster aufgelöst. Die Lage der 1777 abgerissenen Kirche lässt sich noch heute aus dem Verlauf der Alten Kirchstraße schließen. In östlichen Teilen des ehemaligen Klosters war das 1530 gegründete Gymnasium (hier gingen einige namhafte Schüler in die große Welt und machten überregional von sich reden) bis zum Umzug in den Neubau an der Immanuelstraße 1880 untergebracht. Im heute noch erhaltenen Westflügel aus mittelalterlichem Sandsteinquadermauerwerk befanden sich ursprünglich Remter und Dormitorium (Speise- und Schlafsaal). Nach der Vertreibung der ungeliebten Dominikaner wurden hier zunächst Waffen hergestellt. 1766 wurde eine Zuckerfabrik eingerichtet, die von Friedrich dem Großen privilegiert war. 1885 erfolgten Umbauten zu einer Zigarrenfabrik, für die später auf dem Gelände der abgerissenen Kirche (Höhe ehemalige Realschule) ein Erweiterungsbau aus Sichtbackstein entstand.
Und wieder wurde nach der etwa 90-minütigen Führung durch Oliver Welschar, dem ein großes Kompliment gebührte sowohl für seine Geschichtskenntnisse als auch für die Art, wie er sie zu vermitteln verstand, deutlich: man lernt nie aus. Und Minden hält selbst für jene, die meinen, ein wenig über ihre Heimatstadt zu wissen, immer wieder neue Überraschungen parat.