Cocktail-Tasting der 2. Kompanie im „Inkognito“: lecker und informativ
Den Kameraden, ihren Damen und Gästen ein abwechslungsreiches Jahresprogramm anzubieten, das ist stets das Ziel der 2. Kompanie. Und auch im Jahr 2006 scheint dies wieder gelungen. Neben Veranstaltungen wie Winterwanderung, Geschichts-Spaziergang, Firmen-Besichtigung, aber auch sportlichen „Herausforderungen“ wie Bowling, Kartfahren oder der Besuch eines Fußball-Bundesligaspiels wurde erstmals ein „Cocktail-Tasting“ angeboten. Und die Resonanz zeigte, dass durchaus großes Interesse an den wohlschmeckenden gemixten Getränken besteht. Zum einen an ihrer Herstellung, zum anderen aber auch am Kosten dieser Leckereien. Im „Inkognito“, das bei den jüngeren Kameraden inzwischen schon den spaßigen Beinamen „Cocktail-Lounge der 2. Kompanie“ besitzt, servierten Daniela und Riccardo neben einem schmackhaften Imbiss insgesamt vier Cocktails. Riccardo erklärte die Herstellung und Zusammensetzung. Und was auf den ersten Blick angesichts der Mischung unterschiedlicher alkoholischer Getränke den Anschein erweckte, als wenn es überhaupt nicht zusammenpassen würde, entpuppte sich anschließend als äußert leckere Komposition. Auf jeden Fall waren alle Teilnehmer begeistert von dieser Veranstaltung, die in 2007 sicherlich eine Neuauflage erfahren wird.
Cocktail heißt auf Deutsch übrigens Hahnenschwanz. Über die Entstehung dieses Namens ranken sich eine Anzahl von Geschichten: Gemäß einer dieser vielen Erzählungen hat das Mischgetränk seinen Namen den Hahnenkämpfen zu verdanken. Nach beendetem Kampf hatte der Besitzer des Siegerhahnes das Recht, dem getöteten Hahn die bunten Schwanzfedern auszureißen. Beim anschließenden Umtrunk wurde diese Trophäe mit einem Drink – „on the Cock’s tail“ – begossen. Später nannte man diese nach den Kämpfen gereichten Getränke Cocktail. In vielen Geschichten heißt es auch, der Cocktail sei ursprünglich ein mit einer Hahnenschwanzfeder garnierter Drink gewesen. Eine weitere mögliche Erklärung des Namens sind jene Cocktails, die nicht gemixt werden, sondern aus übereinander geschichteten, verschiedenfarbigen Likören bestehen. Die unterschiedlichen Dichten, die durch verschiedene Zucker- und Alkohol-Konzentrationen entstehen, bewirken bei vorsichtigem Eingießen eine stabile Schichtung. Diese verschieden gefärbten Schichten ähneln, von der Seite betrachtet, einem bunten Hahnenschwanz.
Ursprünglich mixte man Drinks wohl wegen der allzu herben Schnäpse. Das damals in Nordamerika zur Verfügung stehende Spirituosenangebot beschränkte sich fast ausschließlich auf den einheimischen Whiskey. Dieser wies aber nicht die Qualität der heutigen Erzeugnisse auf. Die Whiskeys von damals waren harte, hochprozentige – und meistens ungelagerte – Kornschnäpse, deren purer Genuss nicht jedem zusagte. Daher versuchte man durch das Süßen mit Zucker und Honig oder die Zugabe von aromatischen Ingredienzien und Früchten den Genuss erträglicher zu machen. Mitte des 19. Jahrhunderts begann man auch in Nordamerika andere Spirituosen und Liköre herzustellen. Unter den Einwanderern befanden sich Menschen aus allen Teilen Europas, die ihr Wissen um die Destillation in der neuen Heimat in die Tat umsetzten. Bereits um die Jahrhundertwende war die American Bar ein fester Bestandteil im amerikanischen Gesellschaftsleben. Die Importwege aus Old Europe funktionierten, vielerlei Spirituosen kamen ins Land, und damit stand der amerikanischen Genuss- und Experimentierfreude nichts mehr im Wege. Es wurden unzählige Cocktails erfunden, von denen viele als Eintagsfliegen starben, manche jedoch weltbekannt wurden. Durch die Vielzahl der Möglichkeiten, die sich durch die immer größer werdende Anzahl der Spirituosen zum Mixen bot, lag es nahe, dass man diese in Gruppen einordnete. So wurden kurze Getränke als Short Drinks und diese wiederum in Before- und After-Dinner-Drinks unterteilt. Mit Säften und Limonaden verlängerte Alkoholika reihte man unter Longdrinks ein. Diese Short- und Longdrinks wurden wiederum nach Zubereitungsart, Zutaten und Verwendung unterteilt. So entstanden über 30 Gruppen, die sich zu verschiedenen Gelegenheiten anbieten. Innerhalb der klassischen Einteilung haben sich verschiedene Drinks als Night-Cup, Winter- oder Sommerdrink, als Magenstärker oder Katerkiller einen Namen gemacht. Durch die Prohibition wurde der Alkoholkonsum in den USA einerseits viel geringer, andererseits wurden fast nur noch die leichter zu schmuggelnden, oft qualitativ miserablen Spirituosen anstelle von Bier und Wein getrunken. Dieses führte dazu, dass der Cocktail in der Untergrund-Alkohol-Szene regen Zuspruch fand.
Bevor sich in Deutschland – und hier fast ausschließlich in Hotels – eine Entwicklung zum Cocktail anbahnen konnte, unterbrach der Erste Weltkrieg dieses Vorhaben. Die darauf folgenden schlechten Zeiten, die spätere Isolation von den Weltmärkten und der Zweite Weltkrieg zerstörten die zaghaften Versuche der 1930er Jahre. So erfuhr erst in den späten 1950er Jahren der Cocktail in Deutschland einen Stellenwert, den er in den Großstädten der USA sowie in London und Paris längst hatte. Ab den 1970er Jahren war dann der Durchbruch geschafft. Neben den Hotelbars hielt auch die American Bar in Deutschland Einzug. Dazu trug das in dieser Zeit rasant wachsende Angebot an internationalen Getränken bei. Doch auch der Tourismus brachte viele neue Impulse, und der gestiegene Freizeitwert schuf die Nachfrage. Waren Bars vor rund 20 Jahren noch die Ausnahme, so sind sie heute ein fester Bestandteil der Gastronomie und häufig die Keimzelle neuer Drinks und Trends.