Gemeinsam mit ihren Männern haben die Damen der 6. Kompanie eine Zeitreise mit der Nachtwächterin Elke Stünkel durch das beschauliche Petershagen unternommen.
Nach einer Stärkung mit einem ausgiebigen Buffet im Alten Amtsgericht begann der 90-minütige Rundgang. Größtenteils auf „platt“ und wenn gewünscht ins Hochdeutsch übersetzt, lauschte die Truppe Elke Stünkel, die im historischen Gewand der Nachtwächterzunft gekommen war.
Erstmals schriftlich erwähnt wurde Petershagen, als Karl der Große im Jahr 784 die Weser während eines Hochwassers nicht überqueren konnte und einen Umweg in Kauf nehmen musste. Vom Amtsgericht aus, in dem auch in Sträflingskleidung übernachtet werden kann, ging es über die alte Synagoge, hin zur Alt- und Fischerstadt, zum Schloss und zum Besselschen Hof.
Beeindruckt war die Gruppe der 6. Kompanie nicht nur vom Flair der alten Gemäuer, sondern auch von den Anekdoten und Details zu Personen und Orten, die die Vergangenheit lebendig werden ließen. So konnten sich die Teilnehmer gut vorstellen, wie sich das Leben in der Synagoge abgespielt haben könnt: mit der Gebetshalle, dem Klassenzimmer, der Lehrerwohnung und der noch vorhandenen Mikwe, dem Tauchbad für rituelle Waschungen.
Weiter ging es in die Fischerstadt. Petershagen wird begrenzt durch die Ösper und die Weser. Regelmäßige Hochwasser machten den Bewohner das Leben in der Altstadt schwer, weswegen die Ösper aus dem Zentrum heraus verlegt wurde. Nachwächterin Elke Stünkel nannte Daten und Fakten, zeigte Ecken und Kanten und berichtete über Gerüchte und Überliefertes zu den vor- und neuzeitlichen Plätzen.
Weiter ging der Rundgang an der Petrikirche vorbei, zum Schloss von Petershagen, welches vom ersten Bischoff Gottfried von Waldeck zunächst als Burg errichtet und später zum Schloss umgebaut worden war. Er benannte das Schloss nach dem heiligen Petrus, der dann zum Namensgeber von Petershagen wurde. Weitere Bischöfe und Prominenz folgten. So gastierte König Friedrich-Wilhelm III. mit seiner Gemahlin Königin Luise im Jahr 1799 am Besselschen Hof. Die Familie Bessel war eine Beamtenfamilie im Dienste der Regierung der Fürstbischöfe von Minden und der Kürfürsten von Brandenburg. Als berühmtester von Ihnen ging Friedrich Wilhelm Bessel (1784 bis 1846) als Astronom hervor. Nach ihm ist das Mindener Bessel-Gymnasium benannt.
Den Abschluss des Rundgangs bildete die Besichtigung des alten Zollhauses, neben dem alten Amtsgericht. Mit Liebe zum Detail und größtenteils mit privaten Geldern lässt die Besitzerin Brunhild Wagner das alte Gemäuer restaurieren. Sie staunte nicht schlecht, als unter mehrfachen Schichten Tapeten und Farbe alte Fachwerkmalereien zum Vorschein kamen. Diese mit Fresken bemalten Fachwerkfelder stammen aus dem frühen 16. Jahrhundert und gelten auf Grund ihrer Größe und Fläche als einmalig in Europa.
Ob als Vereinsmitglied der Arbeitsgemeinschaft alte Synagoge, als Privatperson mit der Liebe für historische Bauten oder als Nachtwächterin: Alle Berichterstatter haben den Grimpen die Begeisterung und Liebe zu Petershagen vermittelt und den Ausflug in die Vergangenheit lebendig werden lassen. Petershagen ist eine Reise Wert und es wurde wieder einmal deutlich, wie ein so kleiner Ort seinen Beitrag zur Weltgeschichte leisten kann.