anlässlich des Chefwechsels bei der 2./sPiBtl 130 am 24. April 2009
Sehr geehrter Herr Oberstleutnant Neuber
Sehr geehrter Herr Oberstleutnant Rexforth
Sehr geehrter Herr Hauptmann Jaschke
Kameraden des schweren Pionier-Bataillons 130,
ganz besonders die meiner Patenkompanie, der 2./130,
Und schließlich:
Sehr geehrter Hauptmann Grass
oder – um die Förmlichkeit zu verlassen,
lieber Ronny,
wenn ich meine Begrüßung nicht ganz formgerecht, sprich nicht in der korrekten Reihenfolge vorgenommen habe, dann habe ich das aus einem guten Grund getan.
Denn der, um den es hier und heute in erster Linie geht, das werden Sie, Hauptmann Jaschke, mir sicherlich nachsehen, ist nun einmal der scheidende Mann.
Jener Mann, der nicht nur mir ans Herz gewachsen ist, sondern auch meiner Einheit, der 2. Kompanie des Mindener Bürgerbataillons. Lieber Ronny, Deiner Patenkompanie.
Als wir gestern noch einmal kurz miteinander telefoniert haben, da beschlich uns Beide das gleiche Gefühl. Ein Gefühl von Endgültigkeit, vom Schlusspunkt eines gemeinsam gegangenen Weges, von Abschied und von Abschiedsschmerz. Kein schönes Gefühl.
Für uns, die Kameraden des Mindener Bürgerbataillons, sind Veranstaltungen wie die heutige stets mit großen Portionen Wehmut verbunden. Wehmut darüber, dass man sich von einem lieb gewordenen Menschen, Partner aber auch Wegbegleiter verabschieden muss. Alle zwei Jahre etwa steht uns dieser Moment ins Haus.
Da tröstet es auch nur wenig, lieber Ronny, dass Deine Standzeit hier in Minden etwas länger, nämlich gut zweieinhalb Jahre dauerte. An den Gefühlen ändert das aber nichts.
Denn trotz der immer wieder nur kurzen Zeit, die beide Seiten miteinander den, patenschaftlichen Weg zusammen gehen, bleiben stets schöne Erinnerungen erhalten.
Das, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist zwischen den Soldaten des Pionier-Standortes Minden und der durch die Kameraden des Mindener Bürgerbataillons repräsentierten Mindener Bürgerschaft schon seit fast einem halben Jahrhundert so.
Am 7. November ist es wieder soweit. Dann wird das Kalenderblatt umgedreht und wir gehen in ein weiteres, dann das 49. Jahr des Bestehens der Patenschaft zwischen den beiden 2. Kompanien, der 2./130, deren Vorgänger damals, bei der Gründung der gemeinsamen Bande die 2./110 war, und der „Twooten“, der „Rathaus-Kompanie“ aus dem Herzen Mindens.
Damals waren es auf beiden Seiten die Hauptleute Heinz Niemann und Karl Ramsbrock, die die beiden miteinander verbundenen Einheiten führten. Namen wie Disch, Rosen, Thien, Sandhoff, Mühlmeier, Ruck, Sesselberg, Prieß, Gohsen, Wehking, Geisler oder Vogt folgten bei den Pionieren in den Jahren darauf. Bei der „Twooten“ waren es neben mir mit den Hauptleuten Reichold, Eckhout und Neukirch lediglich noch drei Chefs, die ihnen als Pendant der Bürgerschaft zur Seite standen.
Man siehst also, es war zumeist so:
dass wir blieben
– und sie gegangen sind.
Das ist auch heute nicht anders. Als ich vor fast sieben Jahren die 2. Kompanie übernahm, stand gut ein Jahr später die Verabschiedung von Hauptmann Ingo Geisler an.
Für ihn kehrte Oberleutnant Ronny Vogt zu der Einheit zurück, der er früher schon einmal angehörte. Diesmal nur als Chef. Im Oktober 2006 kamst dann Du, lieber Ronny Grass.
Und somit erlebte ich heute nun meinen dritten Abschied. Diesmal von Hauptmann Grass auf Hauptmann Jaschke.
Die Zusammenarbeit mit Dir, lieber Ronny, hat mir immer viel Spaß gemacht. Wenn ich Dir sage, dann bedeutet das aber auch, dass eine stets starke und in Sachen Patenschaft mitspielende Mannschaft hinter Dir stand.
Da merkte man sofort, dass die 2./130 nicht umsonst den Stier als Wappentier gewählt hat, ist der in der europäischen Mythologie doch gleich in zweierlei Hinsicht relevant. Zum einen steht er für Zeugungskraft und damit als Zeichen der Fruchtbarkeit. Zum anderen für die allgewaltige Kraft der Drehbewegung des Himmels. In beiden Fällen aber demonstriert er Kraft. Kraft, die Du für Deine Einheit und für uns immer hattest.
Boris Jelzin sagte einmal:
Man muss sich um die Menschen kümmern, denn auf Gutes reagieren sie immer mit erhöhtem Einsatz.
Du, lieber Ronny, das zeigten mir die vielen, vielen Reaktionen Deiner Soldaten, bist für sie der gewesen, der sich um sie gekümmert, sich für sie eingesetzt hat. Und sie, sie zeigten eben jenen Einsatz, den Du für nötig hieltest.
Wenn eine Gemeinschaft funktioniert, dann ist es immer schade, wenn sie irgendwann auseinander geht oder Teile verliert. Das trifft auf die 2./130 im gleichem Maße zu, wie auf die Patenschaft mit der 2. Kompanie des Mindener Bürgerbataillons.
Aber wenn dies aus Gründen passiert, die positiv sind, weil sie eine berufliche Weiterentwicklung bedeuten, dann sind es nicht zwei weinende Augen, mit denen man Abschied nimmt, sondern nur eins. Und das andere lacht.
Die vielen gemeinsamen Aktivitäten, die schönen Stunden, die wir zusammen verbracht haben, die Erfolge, die wir feierten – alle aufzuzählen, würde Dich wohl länger als noch den heutigen Tag in Minden verweilen lassen.
Die Patenschaft, die in Deutschland in dieser Form sicherlich etwas ganz Besonderes und daher auch zwingend Erhaltenswertes ist, hat Dir immer sehr viel bedeutet.
Gern hätte ich Dir heute mit einer riesigen Abordnung den passenden Beweis für Deine Anerkennung bei all meinen Kameraden präsentiert, aber Schicksalsschläge, die einen Teil meiner Kompanie heute fast parallel an ein wenig beliebten Ort riefen und natürlich der Beruf, der es nicht so einfach zulässt, sich mal soeben heraus zu stehlen, hat unsere Teilnehmerzahl ein wenig schrumpfen lassen.
Nichtsdestotrotz bedauern alle meine Kameraden, dass sie einen tollen Patenchef verlieren. Einen Pionier, der nicht nur diese Rolle ausfüllte, sondern mit uns auch eine echte Freundschaft schloss.
Dafür darf ich mich im Namen all meiner Kameraden bei Dir bedanken und hoffe, dass wir Dir mit allen Facetten – und damit meine ich nicht nur das Freischießen – in lebendiger Erinnerung bleiben.
Bevor ich Dir ein Präsent der 2. Kompanie überreiche, gestatte mir noch zwei, drei persönliche Worte.
Wenn ich zu Beginn von gleichen Gefühlen sprach, die uns beide gestern beschlichen – und ich bin mir sicher, dass das auch jetzt nicht anders ist -, dann meine ich das aus vollstem Herzen.
Und zwar nicht als Partner für die Bewahrung unserer Patenschaft, sondern darüber hinaus auch in zwischenmenschlicher Beziehung.
Wie sagt man so schön: die Chemie stimmt. Doch bei uns schlugen auch die Herzen im gleichen Takt. Ich bin stolz darauf, dass ich Deine Zeit hier in meiner Heimatstadt begleiten durfte.
Und deshalb möchte ich Dir von meiner Beate und mir auch noch ein persönliches Präsent überreichen, das Dich in Kiel oder später auch an einem anderen Standort an Deine Zeit in Minden erinnern soll.
Auf den Karten, die beiden Geschenken beigefügt sind, steht „Wann sehen wir uns wieder“ und „Geh mit der Zeit, aber komme von Zeit zu Zeit zurück“.
Dem ist nichts weiter hinzuzufügen. Höchstens die Aufforderung, Deine liebe Diana dann natürlich mitzubringen.
Nun zu Ihnen, sehr geehrter Herr Hauptmann Jaschke.
Im Namen der 2. Kompanie darf ich Ihnen, aber auch Ihnen, sehr verehrte Frau Brauns, ein herzliches Willkommen in der alten Weserstadt zurufen.
Ich wünsche Ihnen beiden, dass Sie schnell in Minden Fuß fassen und sich hier wohl fühlen werden. Für Ihre neue Aufgabe in unserer Patenkompanie wünsche ich Ihnen, sehr geehrter Herr Hauptmann, das nötige Glück, eine starkes Team im Rücken – wovon ich überzeugt bin – und stets eine Handbreit Wasser unterm Kiel.
Gleichzeitig wünsche ich mir, dass Sie und ich zusammen mit unseren Kompanie-Feldwebeln und Kameraden die vor uns liegenden gemeinsamen Aufgaben genauso wie mit Ihren Vorgängern angehen werden.
Uns Beiden steht ein lebhaftes Restjahr 2009 mit dem Standortjubiläum und den Feierlichkeiten „250 Jahre Schlacht bei Minden“ bevor.
Und uns Beiden steht danach aber ein noch turbulenteres Jahr 2010 bevor. Ein Jahr, in dem wir nicht nur gemeinsam das Mindener Freischießen begehen werden, was für Sie ja kein Neuland ist, weil Sie es ja schon gemeinsam mit ihrer damaligen Kompanie und unserer Eskadron erlebt haben. Sondern auch ein Jahr, in dem wir zusammen das 50-jährige Jubiläum unserer Patenschaft feiern werden.
Passend zu zwei der bevorstehenden Highlights darf ich Ihnen das Schlachtbier für das Jubiläum der Schlacht bei Minden und das Freischießen-Buch 2008 als Information und Anschauungs-Unterricht für unser Fest im kommenden Jahr überreichen.
Gleichzeitig reiche ich Ihnen die Hand für eine erfolgreiche Fortsetzung unserer Patenschaft.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.